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World Masters Athletics Championship Tampere/Finnland 2022

Teilnahme allein ist ein großes Erlebnis - Siegen ist noch schöner

Als ich nach dreijähriger Pause in Lauftraining und Wettkämpfen 2018 wieder in den Leistungs-und Wettkampfsport im Sprint zurückkehren konnte, habe ich mich mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Malaga belohnt. Dabei habe ich die Faszination großer internationaler Wettkämpfe und die Begegnung mit sportlichen und lebensfrohen Menschen aus der ganzen Welt kennen und schätzen gelernt.


In diesem Jahr war die gemeinsame Teilnahme mit meinem Trainingskameraden Heinz Latz eine ganz besondere Motivation. Heinz hatte sich als großes Talent im Kurz- und vor allem im Langsprint erwiesen und mit seinen Vorleistungen schon ganz leise an der Türe zur Weltklasse angeklopft. Während bei ihm das Erreichen von Semifinal- und Finalläufen im Fokus war, waren meine Ziele die Verbesserung der Bestleistungen über 100m und 200m in dieser Saison. Die ursprünglich geplante Teilnahme am 400m-Lauf hatte sich durch die Trainingsleistungen für mich im Vorfeld eigentlich erledigt.

Heinz und ich, wir hatten uns auf der Aufwärmanlage auf den 100m-Vorlauf vorbereitet, bis wir von anderen Athleten erfuhren, dass wir nicht auf der Startliste berücksichtigt sind. Bei dem Chaos der Registrierung wurden unsere Meldungen nicht in die Startliste übertragen. Eine Teilnahme an den 100m war somit nicht möglich.


Für mich bedeutete dies, dass ich in meiner stärksten Disziplin nicht antreten konnte, dass ich aber die Meldung für die 400m nutzen konnte und ein paar Tage zur Vorbereitung mehr hatte. Als Trainingsgelände fanden wir schattige Waldwege in der Nähe der Ferienwohnung, auf der wir unser Lauftraining auch an leichten Steigungen durchführen konnten.


Am 2.7.22 fand der 200m-Vorlauf statt. Mir wurde die Bahn 7 zugeteilt, auf der ich mich an einem mir schon bekannten Engländer orientieren konnte. Auf der Bahn innen von mir lief der 100m-Weltmeister Michael Kish (USA). Ich lief mit voller Kraft aus einer Dreipunkt-Startposition an. Die Kurvenvorgabe vor Kish war schon nach wenigen Metern aufgebraucht und er flog geradezu an mir vorbei. Ich orientierte mich an dem Briten auf der Außenbahn und erreichte neben ihm die Zielgerade, auf der mich nach 120m langsam die Kräfte verließen und ich zurückfiel. Als ich nach bei +1,1m/s in 34,29s die Ziellinie passierte, war ich zufrieden, da ich alle Kraft und allen Mut zum Tempo genutzt und alle meine Leistungsreserven ausgeschöpft hatte. Der Lohn war eine Saisonbestleistung und eine Verbesserung gegenüber der Vorleistung im Mai von 1,5s. Es war Rang 29 von 33 Teilnehmern in der Altersklasse M70.

Heinz Latz erreichte in seinem Vorlauf bei +0,7m/s Rückenwind mit 29,74s den 3. Platz und qualifizierte sich für das Semifinale am 3.7.22. In diesem Lauf beeinträchtigte ein Gegenwind von -1,9m/s die Leistungen. Mit einem 6. Platz in 30,25s konnte er den 11. Platz in der Gesamtwertung der M70 erreichen.


Während der Wartephase im Call-Room in einem Zelt auf der Aufwärmanlage begann kurz vor dem 400m-Vorlauf am 5.7.22 ein starker Regen, der aber mit dem Einzug der Läufer meines Vorlaufs schlagartig endete. Ich wurde wieder auf Bahn 7 unmittelbar neben dem späteren Weltmeister Karl Dorschner aus Deutschland gesetzt. Der Start in normaler Tiefstartposition gelang mir gut und ich kam in der Startkurv in einen lockeren Rhythmus. Das Tempo des außen laufenden Peruaners konnte ich nicht halten, hielt aber im Restfeld hinter Daschner bis 250m mit, bis mich allmählich die Kräfte verließen. Ein Amerikaner auf Bahn 4 schob sich an mir vorbei, ohne dass ich gegenhalten konnte. Meine Waden und Achillessehnen brannten und ich erreichte mit letzter Kraft in 88,66s das Ziel als Vorletzter meines Laufes und Platz 22 der M70.

Heinrich Latz erreichte in 71,40s auf dem 3. Platz das Semifinale am drauffolgenden Tag. Dieser Wettkampf fand in strömendem Regen statt. Die gesamte Tartanbahn war eine einzige große Pfütze mit Gegenwind auf der Zielgeraden. Die Durchgangszeit bei 200m war in 32s recht flott, die letzten Meter waren durch die Wetterbedingungen hart, so dass die Zeit von 69,20s auf Platz 5 und Rang 9 der Gesamtwertung in Anbetracht aller Umstände eine starke Leistung darstellte, auch wenn das Finale knapp verpasst wurde.


Der Sieg der deutschen 4 x 400m-Staffel der M70 mit Latz als 3. Laüfer wird im angehängten Zeitungsbericht geschildert.


Neben den Läufern, die um Siege und vordere Plätze laufen gehöre ich als mittlerweile einer der älteren Starter der M70 zu denen, für die die Teilnahme an internationalen Meisterschaften eine Ehre, Freude und großes Erlebnis ist. Ich war mit mir zufrieden, weil ich alle meine Kräfte einbrachte und das Ziel mit optimalen Zeiten im Rahmen meines derzeitigen Vermögens erreichte.




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